Die Situation des Handwerks in Albstadt und im Zollernalbkreis stand im Mittelpunkt der jüngsten Vorstandssitzung der CDU-Albstadt. Stadtverbandsvorsitzender Roland Tralmer konnte als Gesprächspartner hierbei Kreishandwerksmeister August Wannenmacher und den Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, Herrn Jürgen Greß, begrüßen.
Seitens der Handwerksvertreter wurden die Kommunalpolitiker hierbei über aktuelle Situation und den wirtschaftlichen Ausblick aus Sicht des Handwerks unterrichtet. Mit Blick auf die jüngste Wirtschaftskrise stellen die Handwerksvertreter hierbei in den Mittelpunkt, dass sich die seitens der Bundesregierung eingeführten Kurzarbeitsmodelle bei den Handwerksbetrieben im Zollernalbkreis durchaus bewährt hätten. Insbesondere auch kleinere Betriebe hätten hiervon erheblich profitiert, so dass die Folgen der Finanzkrise auch im regionalen Bereich abgemildert werden konnten. Die aktuelle Situation sei je nach Art des ausgeübten Handwerks unterschiedlich zu bewerten, gestalte sich grundsätzlich aber durchaus positiv. Kritik wurde seitens des Handwerks allerdings in Richtung staatlicher Stellen geübt: Es habe sich herausgestellt, dass staatliche Hilfen zur Existenzgründung mitunter dazu führten, dass die Wettbewerbssituation am Markt verzerrt werde, nachdem Existenzgründer durch die staatlichen Zuschüsse teilweise das Preisniveau in einem Umfang drückten, das am Markt bereits etablierten Handwerksbetrieben die Erzielung auskömmlicher Preise erschwere. Im Gegenzug sei zu oft festzustellen, dass nach Auslaufen der staatlichen Förderung Existenzgründungen wieder scheitern würden. Stadtverbandsvorsitzender Roland Tralmer versprach in diesem Zusammenhang, die Thematik innerparteilich auch mit Landes- und Bundespolitikern weiter zu erörtern, um die Sinnhaftigkeit solcher Förderungen auf den Prüfstand zu stellen.
Darüber hinaus beschäftigte sich die Runde auch mit der Situation auf dem Lehrstellenmarkt. Bereits jetzt sei zu sehen, so die Handwerksvertreter, dass bis zum Jahr 2018 30 % weniger Bewerber für Auszubildendenstellen im Zollernalbkreis zur Verfügung stehen würden. Mittelfristig werde dies ein Problem darstellen, zumal auch bereits jetzt feststellbar sei, dass in der Bewerberstruktur teilweise schulische Defizite vorhanden seien, die eine Ausbildungsreife verschiedener Bewerber als fraglich erscheinen ließen. Kreishandwerksmeister Wannenmacher strich in diesem Zusammenhang heraus, dass zur Herstellung der Ausbildungsfähigkeit eine weitere Verbesserung der schulischen Betreuung notwendig sei. In Betracht komme durchaus auch, künftig Ganztages-Schulmodelle weiter auszubauen und verpflichtend zu gestalten. Es sei für die Ausbildungsbetriebe äußerst schwierig, als „Reparaturbetrieb“ für Defizite herzuhalten, die bereits während der Kindergartenzeit und während des Schulbesuchs auftreten.
Wichtiges Anliegen der Kreishandwerkerschaft war in diesem Zusammenhang mit Blick auf die Ausbildungssituation Zollernalbkreis auch, dass hinsichtlich der handwerklichen Ausbildung die künftigen Werkrealschulen in die Lage versetzt werden müssten, im Kreis eine Flächenabdeckung hinsichtlich aller denkbarer handwerklichen Ausbildungsbetriebe zu gewährleisten. Anderenfalls sei zu befürchten, dass die künftige Berufswahl von den jeweils vorhandenen örtlichen Ausbildungsgegebenheiten abhängig gemacht werde. Mit Blick auf eine breitflächige Abdeckung aller Ausbildungsrichtungen sei dies nicht wünschenswert. Seitens der Kommunalpolitiker wurde zugesichert, dieses Anliegen in die kommunalpolitischen Gremien hineinzutragen.
Breiten Raum nahm auch die Diskussion über Nachfolgeregelungen bei Handwerksbetrieben ein. Vorstandsmitglieder Joachim Linder und Friedrich Pommerencke gaben den Anwesenden hierbei einen Einblick in die erheblichen Hürden, die Übernehmer von Handwerksbetrieben in rechtlicher und tatsächlicher Hinsicht zu meistern hätten. Als politisches Problem wurde dabei herausgestellt, dass von staatlicher Seite die Anreize, den „Sprung in die Selbständigkeit zu wagen“ nicht genügend ausgestaltet seien. Mit Blick auf zahlreiche anstehende Nachfolgeregelungen sei es allerdings gerade im ländlichen Raum besonders notwendig, möglichst zahlreiche handwerkliche Betriebe mit ihrer Flächenabdeckung und dem dort vorhandenen Fachwissen zu erhalten. Hier sei Eingreifen der Politik gefragt.